Grabkunst: Verstorbener und seine Geschichte gehören zusammen

Über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten, oder auch nicht. In Sachen Grabgestaltung gehen Angehörige mittlerweile innovative Wege der Grabkunst. Viel Geometrie, Blumen und eine Menge Symbolik liegen im Trend. Extravagante Grabmäler sind Impulsgeber für die Grabgestaltung der Zukunft. Ein Grabstein und das Drumherum müssen eine Geschichte erzählen, eine Lebensgeschichte über den Verstorbenen. Das war damals schon so.

Die Zeiten ändern sich und sie machen auch vor dem Tod nicht halt. Auch wenn sich Friedhofsverwaltungen noch dagegen wehren. Friedhöfe und deren Ruhestätten werden moderner. Bestes Beispiel ist der Friedhof in Amsterdam Zorgvlied. Seine extravagante Grabkunst geht einigen vor Ort sogar schon zu weit. Aber friedhöfliche Ausnahmen müssen nicht immer verrückte und extravagante Gräber beschreiben. Der Hauptfriedhof in Karlsruhe beispielsweise gehört zu den schönsten Parkfriedhöfen Deutschlands. Letztes Jahr wurde dort sogar die Ausstellung „Aspekte“ eröffnet und zeigte den Trend buchstäblich live vor Ort. Immer mehr Bildhauer und Steinmetze verarbeiten ihre individuellen Gedanken und Sichtweisen in Grabmäler. Das Bild der Ruhestätte selbst wird dabei respektvoll behandelt.

Auf die Geschichte kommt es an

Dabei ist die Kunst immer schon nah am Tod gewesen. Schon im Mittelalter sprach man von der „Kunst des Sterbens“. Die Friedhofskultur wird sich in den nächsten Jahren verändern. Es wird bunter und individueller. Es werden mit einzigartigen oder extravaganten Grabmälern, mit besonders schön angelegten Gräbern neue Facetten ins Auge genommen. Traditionelle Bestattungsformen an sich bleiben erhalten, doch wird sich meines Erachtens die Optik verändern. Es werden mehr Geschichten erzählt, der Verstorbene rückt endlich in den Vordergrund. Das Grabmal transformiert sich zu einem aufgeschlagenen Bilderbuch.

Blicken wir zurück, weit zurück, wird schnell klar: Damals dachte man ähnlich. So haben die Größe und Qualität der Gräber das „Tal der Könige“ zur ergiebigsten archäologischen Fundstätte der Welt gemacht. Keine Kultur, keine archäologische Ausgrabungsstätte bietet mehr an ästhetischen Werten und wissenschaftlichen Erkenntnissen als Theben. Warum eine solche Geschichte nicht übernehmen. Sie finden das übertrieben? Denken wir ein wenig kleiner, so wird das Bild auch klarer und realistischer. Die Kunst und der Tod waren sich schon immer nah. Lassen wir sie endlich wieder Geschichten erzählen, unsere Lebensgeschichten.

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