Wie geht man eigentlich richtig mit Trauer um? Einen Masterplan wird es nie geben. Doch warum nehmen wir uns nicht ein Beispiel am Karlsruher Hauptfriedhof? Dort wurde im Sommer 2012 die sogenannten „Kinderwelten“ eingeweiht. Sandkasten neben Grabsteinen, Kinder und Trauende neben Verstorbenen – eine sinnige Bestattungskultur mit pädagogischem Hintergrund.
Haben Sie sich schon mal darüber Gedanken gemacht, wie etwa Kinder mit Trauer umgehen? Für Kinder, die eine wichtige Bezugsperson verlieren, ändert sich schlagartig vieles. Sie realisieren meist früh, was passiert ist und trauern auf ihre Weise. Uns ist das oftmals nicht klar. „Was verstehen die schon davon? Wir Erwachsenen kommen in solchen Situation ja nicht einmal klar“, denken da so einige. Doch schon im jungen Alter ist ein Kind in der Lage zu trauern.
Aber nicht jedes Kind kann seine Trauer auch sichtbar machen, beispielsweise in Tränen ausdrücken. Verunsicherung macht sich breit. Freunde und Mitschüler reagieren ähnlich und sind mit der Situation überfordert, wissen meist nicht, mit dem trauernden Kind umzugehen. Ist das Kind zudem etwas älter, laden Angehörige gerne Verantwortung auf dessen noch schwachen Schultern ab. Um diesen Kindern in Trauer zu begegnen geht man in Karlsruhe neue Wege. Mit dem Landschaftsfeld „Kinderwelten“ wurde im Sommer 2012 auf dem Hauptfriedhof dafür nun ein Ort geschaffen. Neben dem Spielbereich platzierten die Verantwortlichen absichtlich die herkömmliche Atmosphäre Friedhof. Bereits zu Beginn konnten die Initiatoren eine positive Entwicklung beobachten. So spielten die Kinder respektvoll und leise – ohne das gewohnte Geschrei. Sie lernen gleichzeitig, sich mit der Situation auseinander zu setzen. Da sind sich alle Beteiligten, inklusive der Eltern und Angehörige, einig.
Spielend Trauern, keine Schutzmauern aufbauen
Was sich ebenfalls gleich zu Beginn positiv entwickelte, ist die Wahrnehmung von außen. Um den Umgang mit der Trauer zu erfahren, meldeten sich sogar Schulklassen an. Die Kinderwelten bringen so Schulklassen dazu, sich gegebenenfalls mit der Trauer von Mitschülern auseinander zu setzen. Aber auch Erwachsene finden einen Anlaufpunkt. Ein junger Vater beispielsweise schrieb im Blatt „Lebendige Erinnerung“, einem Verein zur Pflege der Friedhofs- und Bestattungskultur in Karlsruhe: „Du hast Deine Frau nach schwerer Krankheit verloren, du hast die Hölle durchgemacht (…). Und Endlich hast Du einen Ort gefunden, an dem Du einigermaßen einen guten Tag erleben kannst – mit Menschen, die für Dich da sind. Du kannst lachen, bist abgelenkt.“ Man kommt eben wieder ins Gespräch und unter Leute. Was lernen wir daraus?
Ein Kind muss nicht vor der „dunklen“ Seite des Lebens geschützt werden. Die Angst der Erwachsenen vor dem Tod, sollte nicht auf die Kinder projiziert werden. Offenheit ist gefragt. Klar, der Tod – das große Tabu des Lebens. Auf den ersten Blick erscheint es ja auch so vernünftig, denn was Erwachsene nicht begreifen können, das sollen ausgerechnet Kinder verstehen? Das Projekt Kinderwelten zeigt, dass Kinder nicht unbedingt schützende Mauern brauchen. Geborgenheit und viel Zuspruch, ja. Lassen wir dem Kind seine Natürlichkeit, kann es mit Leichtigkeit Fragen und Antworten nach den Geheimnissen des Lebens erforschen und das spielend. Und nehmen sich Erwachsene daran ein Beispiel, könnte die Trauer so zwar nicht spielend erfolgen, aber wahrscheinlich leichter.
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