Tierisch gute Freunde – für immer …

 

girl sitting with her dog

Der Wunsch nach einem „Tierhimmel“ haben viele Tierbesitzer – denn wenn es stirbt, ist es für viele nicht anders, als wenn ein geliebter Mensch von ihnen geht. Genau wie beim Verlust eines menschlichen Angehörigen besteht deshalb auch der Wunsch nach einem würdigen letzten Gang, einem Ort zum Trauern. Und es stellt sich auch die Frage nach der Vorsorge: Was passiert, wenn ich zuerst gehen sollte? Können wir vielleicht sogar für immer zusammenbleiben?

 

Tierbestatter beraten und betreuen

„Ich habe sie in einen Korb mit Rosen gelegt …“, so nahm meine Nachbarin Abschied von ihrer Katze Gipsy – vor deren Einäscherung. Es fiel ihr schwer, sie so aus der Hand zu geben und gleichzeitig war der Wunsch, sie bis zuletzt zu begleiten noch viel größer. Mit ein paar Fotos dokumentierte sie ihren Abschied. Nicht immer bringen Tierbesitzer ihre Liebsten selbst dorthin. Eine Abholung – auch direkt beim Tierarzt oder in der Tierklinik -  kann über den Tierbestatter veranlasst werden. Wer bis zuletzt dabei sein möchte, kann auch persönlich an der Kremierung teilnehmen. So ist es zumindest bei der Tierbestattung „Im Rosengarten“, die verschiedene Filialen unterhält, unter anderem in Karlsruhe, wo man sich liebevoll um Gipsy und ihre Besitzerin kümmerte. Die Kremierung erfolgt in diesem Falle ausschließlich im eigenen Kleintierkrematorium. Die Feuerbestattung für Tiere wird mit einer steigenden Tendenz in Anspruch genommen.

 

Der Abschied fällt schwer – eine Bindung bleibt

„Mir war, als hätte ich sie noch einmal nach Futter rufen hören“, so erzählt meine Nachbarin weiter. Wie sie später erfährt, ist ihre Gipsy genau an diesem Tag eingeäschert worden, als sie glaubte, sie habe sie gehört – man erhält über den Termin der Kremierung einen schriftlichen Nachweis. Die Urne  kann vom Tierbesitzer selbst abgeholt oder versendet werden. Wer klassische Urnen nicht mag oder nicht möchte, dass jeder sehen kann, dass die Überreste des Tieres aufbewahrt werden, der kann beispielsweise deko-ähnliche Gegenstände in Herzform hierfür auswählen. Manche möchten die Asche einfach in alle Winde verstreuen oder ins Wasser geben, damit das Tier der Natur und dem Fluss bzw. Kreislauf des Lebens zurückgegeben wird. Wer sich eine Einzeleinäscherung nicht leisten kann, der verstreut vielleicht ein wenig von dem Fell seines Tieres, an den Orten, an denen man zu Lebzeiten gemeinsam war. Die Formen der Trauer und des Abschieds sind so vielfältig, wie beim Tod eines Menschen.

„Ich war froh, dass ich sie wieder bei mir hatte – seitdem habe ich wieder Ruhe gefunden“, schließt meine Nachbarin ihren Bericht von der Einäscherung ihrer Gipsy ab, mit der sie 14 Jahre zusammengelebt hat. In ihre sonst traurig-gefärbte Stimme mischt sich dabei auch vernehmbar ein wenig Glück darüber, dass sie   und man hört ihr die Beruhigung förmlich an. Wie ein Tier anschließend beigesetzt wird, ist aber nicht nur eine Frage des Geschmackes oder der persönlichen Bindung, sondern auch des Geldes. Wer sich auch kein ausgewiesenes Gemeinschaftsgrab leisten kann, wird sich unter Umständen mit einem virtuellen Grab auf einer Webseite trösten müssen. Plötzlich ist man auch mit der Frage konfrontiert, wie man sein Tier gehen lässt, sodass auch der Abschied in guter Erinnerung bleibt.

 

Ein Ort zum Trauern

„Er war wie ein Familienmitglied!“, so reden wir nicht nur über unsere Vierbeiner, auch ein Wellensittich kann diesen Platz im Herzen einnehmen. Nicht nur für Kinder ist es dann oft wichtig zu wissen, was mit dem Tier passiert. Deshalb wählen Familien nicht selten den eigenen Garten als Bestattungsort – vor allem für Kleintiere. Aber auch hier sind Regeln zu beachten. Je nach Bundesland ist  die gestattete Höchstgröße unterschiedlich geregelt und unter Umständen ist die Zustimmung des jeweiligen Veterinäramtes notwendig. Tiere über den Hausmüll zu entsorgen ist nicht nur eine hässliche, sondern auch verbotene Variante. Ebenso ist das Vergraben im Wald nicht gestattet. Das hat unterschiedliche Gründe. Gerade wenn Tiere krank waren, soll verhindert werden, dass sie nach dem Ausgraben durch andere Tiere diese Krankheiten weiter übertragen oder durch den Verwesungsprozess Wasser verunreinigt wird. Nach dem sogenannten Tierkörperbeseitigungsgesetz handelt es sich beim Verscharren im Wald um eine Ordnungswidrigkeit, für die Bußgelder von bis zu 15.000 Euro drohen. Was also tun? Beim Tierarzt lassen? Und was, wenn man keinen Garten hat? (andere Schriftart) Immerhin darf man die Asche seines Tieres mit nach Hause nehmen – dies ist beim Menschen nicht gestattet, denn hier besteht die Bestattungspflicht. Wenn das Tier einen Platz im Herzen hat, ist der Wunsch nach einem Ort zum Trauern groß, ein würdiger Abschied wichtig und die Erinnerung sehr kostbar.

 

Nur einen Zaun getrennt oder doch im Tod vereint

Tierfriedhöfe gibt es in ganz Deutschland. Wer sein geliebtes Haustier auch nach seinem und dessen Tod ganz in der Nähe haben will, kann schon seit ein paar Jahren beim „Bärliner Tierhof“ sein Tier auf einem Grundstück beisetzen lassen, das an einen Menschenfriedhof grenzt. Hier wird  der Wunsch „Mensch und Tier“ oder „Herrchen und Hund“ auch im Tod zu vereinen, fast schon Realität. Ein Fakt ist, dass die (Nach-)Frage nach gemeinsamer Bestattung seit ein paar Jahren nicht nachlässt. Gerade ältere Menschen, für die ihr Haustier oft der einzig verbliebene soziale Kontakt ist, wünschen sich eine derartige Bestattungsform sehr. Für sie ist ihr Tier oft über die letzten Jahre der beste Freund. Der Gedanke oder vielmehr die Gewissheit, den letzten Weg gemeinsam zu gehen, kann daher etwas sehr Tröstliches darstellen. Diese Möglichkeit gibt es nun seit Juni 2015 in Essen. „Unser Hafen“ lautet der Name dieser neuen Friedhofsform. Ein weiterer dieser Art ist in Koblenz entstanden, nachdem die Friedhofsbetreiber immer häufiger auf das Thema angesprochen wurden.

Bei Tieren besteht – im Gegensatz zum Menschen – kein Sargzwang. Deshalb werden derzeit auch in Augsburg die rechtlichen Möglichkeiten einer gemeinsamen Bestattung geprüft. Für die Verantwortlichen in Bayern ist es nicht nur eine Frage des Platzes, sondern auch der Ethik und Moral, ob man die bestehenden Gesetze lockern möchte. Man darf angesichts dieser Ereignisse gespannt sein, wie es weitergeht, denn Bestattungsbestimmungen sind Ländersache. Auch in Brandenburg ist die gemeinsame Beisetzung bisher weiterhin nicht erlaubt. Eine prominente Ausnahme gibt es dort allerdings: Friedrich der Große liegt in seinem Schloss Sanssouci in Potsdam auf der Terrasse ganz in der Nähe seiner geliebten Windhunde begraben. Eigentlich ist der Wunsch nach einem gemeinsamen Grab also nicht wirklich etwas Neues: Schon die alten Ägypter ließen sich mit ihren Hunden beerdigen. Hierfür gab es wohl aber eher religiöse Gründe.

Was, wenn der Mensch vor dem Tier geht?

Man mag ja eigentlich nicht gerne über diesen Fall nachdenken, und doch könnte er eintreten. Was geschieht, wenn wir vorher gehen? Wer kümmert sich dann und können wir ganz sicher sein? Das ist eine umso größere Frage, wenn keine weiteren Angehörigen da sind, die sich kümmern möchten oder können. Dabei gibt es sogar gesetzliche Möglichkeiten vorzusorgen, falls das Tier vor einem selbst sterben sollte. Sonst überlässt man das Schicksals seines Tieres und die Umstände seiner Beisetzung gegebenenfalls dem Zufall. Mit einer sogenannten Tier-Vorsorgevollmacht hat man die Möglichkeit, die Zukunft des Tieres vorzeitig bzw. rechtzeitig zu regeln. Man bevollmächtigt damit eine Person oder einen Tierschutzverein seines Vertrauens, sich um das Tier zu kümmern – sollte man selbst mal nicht mehr sein. Hier empfiehlt es sich, die Vorsorgevollmacht gemeinsam auszufüllen und darüber hinaus beim Bevollmächtigten auch eine Kopie zu hinterlegen, mit der er später seine Legitimation nachweisen kann. Um sicherzugehen, dass diese Verfügung auch rechtzeitig zur Kenntnis genommen wird, informiert man beispielsweise Angehörige, wo wichtige Dokumente zu finden sind und bewahrt auch die eigene Vollmacht dort auf. Wer ganz sichergehen will, bringt das Schriftstück irgendwo sichtbar in seiner Wohnung an oder bewahrt es in der Brieftasche auf. Sicher ist sicher! So kümmert man sich auch im Falle seines eigenen Ablebens noch danach umfassend um sein Tier.

 

Wandel der Werte

Wer sich jetzt gefragt hat, wie es zu dieser umfassenden Behandlung des Themas kommt, wird merken: Die Werte zum Umgang mit dem Thema Tod sind gerade, was Tiere betrifft, im Umbruch. Hier mag ein Faktor sein, dass der demographische Wandel der Bedeutung des Tieres einen höheren Stellenwert im hohen Alter verleiht. Vielleicht trägt dieser offenere Umgang auch dazu bei, dass in naher Zukunft die Fragen rund um Tod und Sterben gesamtgesellschaftlich weniger tabuisiert werden, als sie es derzeit in unserem Kulturkreis sind. Dass der Tod zum Leben dazugehört, zeigt sich auch beim Tier, denn auch hier möchte man die Erinnerung lebendig halten und am liebsten für immer zusammen sein.

 

http://www.tz.de/leben/tiere/gemeinsame-beerdigung-haustier-erlaubt-5000910.html

https://www.google.de/webhp?sourceid=chrome-instant&rlz=1C1CHMC_deDE561DE561&ion=1&espv=2&ie=UTF-8#q=mit%20tier%20beerdigen%20lassen

http://www.welt.de/lifestyle/article10981377/Wo-Herrchen-und-Hund-im-selben-Grab-liegen-sollen.html

http://www.tagesspiegel.de/weltspiegel/gemeinsame-bestattung-von-mensch-und-tier-mit-dem-herrchen-beigesetzt/11767366.html

http://www.derwesten.de/staedte/essen/der-erste-friedhof-fuer-mensch-und-tier-entsteht-in-essen-id10669802.html#plx1284281997

 http://www.augsburger-allgemeine.de/augsburg/Koennen-sich-bald-auch-in-Bayern-Mensch-und-Tier-ein-Grab-teilen-id34201952.html

http://www.tier.tv/magazin/anubis-tierbestattungen-in-wuerde-abschied-nehmen

 

 

Bild Titel: © zakalinka

Leave a Reply