Kann man darüber wirklich streiten? Letztes Jahr machte München mal wieder auf sich aufmerksam. Dort ist man der Meinung, dass ein Friedhof keine Partymeile sei. Der alte Nordfriedhof war auserkoren, als allgemeine Grünfläche zu dienen. Laut der Friedhofsverwaltung sowie der Stadt entwickelte sich die Ruhestätte zur regelrechten Partymeile. Und? Ist es unverantwortlich, zwischen Grabmälern zu joggen oder zu grillen?
Persönlich bin ich dagegen, dass Friedhöfe im Allgemeinen so gehandelt werden, wie herkömmliche städtische Grünanlagen. Doch meine Meinung zählt hier nur bedingt. In München ist man zumindest derselben Ansicht und hat bereits im August 2011 reagiert. Dort war es im Sommer regelrecht zum „Tanz auf den Gräbern“ gekommen. Die Stadt habe einfach zu wenige Grünflächen ausgeschrieben, befürworten die Friedhofsnutzer die Versammlungen auf den Friedhöfen. Speziell der alte Nordfriedhof in der Maxvorstadt hatte es den Bürgern angetan. Damit war dann aber einige Monate später Schluss. Die Stadt verbat den Trubel auf den Gräbern. Zurecht? Ok, ein Friedhof ist ein Ort der Erinnerung, des Gedenkens. Grill, Bier und Familien-Picknicke passen da auf keinen Fall hin.
Radfahren ja, Grillen und Alkohol nein
In der Financial Times Deutschlands las ich dazu einige Aussagen der Grünflächen-Nutzer. „Mit der Zeit gewöhnt man sich an fast alles, selbst daran, das Handtuch zwischen den Grabstätten auszurollen – am Anfang war es lediglich gruslig“, sagt beispielsweise Anna Zwinge. Einer behauptet sogar, dort Kindergeburtstage mit viel „Tamtam und Zirkus“ gesehen zu haben. Bei den Erzählungen handelt es sich keinesfalls um respektlose Aussagen. Das steht fest. Doch sollte sich die Kirche dahingehend tatsächlich öffnen? Immerhin sollen auf einem Friedhof Hinterbliebene zur Ruhe kommen, sich mit dem Verstorbenen in stille Gedanken vertiefen. Dennoch, da ist sich Peter Lippert, einer der Verwalter des Münchner Friedhofs, sicher. „Kein Mensch achtet heutzutage auf Schilder und Aushänge.“ Der Friedhof als Freizeitpark? Die Friedhofsverwaltung sagt, dass etwa ein „Ghettoblaster oder ein Grill deplaziert sind, auch wenn am beschriebenen Ort keine Beisetzungen mehr stattfinden“.
Immerhin, so völlig verstaubt ist die Stadtverwaltung dann doch nicht. Mittlerweile ist auf den Friedhöfen ohne Bestattungsbetrieb das Joggen, Buch lesen, sogar das von den Grabsteinen entfernt eine Decke ausbreiten ist erlaubt. Dagegen verboten sind Radfahren, Sonnenbaden im Bikini sowie das Grillen mit lauter Musik und Alkohol. Damit sollten doch aber alle zurecht kommen. Egal ob in diesem Fall aus München oder anderswo.
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