Das Netz vergisst Dich nie einfach so!

738308_original_R_by_www.einstellungstest-polizei-zoll.de_pixelio.de(1) Bildquelle: www.einstellungstest-polizei-zoll.de  / pixelio.de

 

Über 90 % der Internetuser kümmert sich (immer noch) nicht um ihren Netznachlass. Schon das „digitale Testament“ gemacht? Für die Hinterbliebenen kann das nervenaufreibend und teuer werden, wenn nicht.

 

Eigentlich will niemand, dass man ihn einfach so vergisst. Aber wer möchte ewig unkontrolliert im Netz herumgeistern, nachdem er längst verstorben ist? Was man dann selbst nicht mehr mitbekommt, wird für die Erben schnell zu einem Problem: Telefonanbieter buchen trotz Todesfall ab, Auktionen laufen weiter, Profile bestehen fort. Es gibt mittlerweile nicht nur bei Facebook einen Service, die Nachlassverwaltung zu managen. Das heißt aber nur, dass die Hürden weniger werden, einfach wird es deshalb trotzdem nicht für die Hinterbliebenen, wenn man sich selbst um nichts gekümmert hat. Und Hand aufs Herz: Wer hat bereits seinen eigenen digitalen Nachlassverwalter bestimmt?

 

Nachlassverwaltung ist längst auch ein Netzthema

 

Nicht nur, dass es richtig teuer werden kann, wenn die Hinterbliebenen auf bestimmte Online-Konten nicht mehr zugreifen können, weil diese schlichtweg Kosten verursachen. Unter Umständen gibt es keine Möglichkeit an sehr persönliche Dinge zu kommen, wie Bilder und weitere sehr persönliche Inhalte. Und umso langwieriger sich die Abwicklung der Nachlassfragen gestaltet, umso länger leiden die Angehörigen, die auch verpflichtet sind, sich um bestimmte Dinge zu kümmern. Sie stehen ständig in der Nachweispflicht und müssen das Ableben wieder und wieder per Totenschein belegen. Damit ist es aber längst nicht getan, denn jeder Dienst oder Anbieter hat da so sein ganz eigenes Prozedere, bis alle Aktivitäten gestoppt sind und das Konto endgültig gelöscht wird. Bei Facebook gibt es die Möglichkeit, ein Gedenkprofil zu weiter zu pflegen, wenn dies gewünscht ist. Diesen „Memorial Modus“ sieht man häufiger bei verstorbenen Personen des öffentlichen Lebens.

 

Wo liegt der „Hund“ eigentlich begraben

 

Facebook hat kürzlich noch mal nachgebessert, wenn es um das Thema Verwaltung des Benutzerkontos nach dem Tod geht. Hier kann man Vertrauenspersonen (Legacy Person) bestimmen, die dann auf das Profil zugreifen können. Google+ arbeitet mit einem Inaktivitätsmanager, der hinterlegte Personen kontaktiert, sobald längere Zeit nichts geschehen ist. XING schaltet das Profil schnellstmöglich unsichtbar, wenn hier eine beglaubigte Benachrichtigung über einen Todesfall eingeht. Im Grunde genommen ist aber der wichtigste Einstieg das Haupt-E-Mail-Konto der verstorbenen Person, denn hier gewinnt man nicht nur den Überblick über die noch laufenden Prozesse, sondern kann auch unmittelbarer auf Dienste und Konten zugreifen. Doch dann wartet immer noch eine Menge Arbeit auf die Hinterbliebenen, wenn Passwörter und Zugangsdaten nicht bekannt sind. Woraus besteht so ein digitaler Nachlass eigentlich: Das sind der gesamte Schriftverkehr und die Dateien auf dem Computer, Tablet und Co., sonstige „digitale Güter“, wie Musik, Filme, Lizenzen etc., Profile im Social Media, alle Arten von eigenen Internetauftritten und sämtliche Konten, die mit Bezahlung und Einkauf zu tun haben. Was, wenn sich Verträge immer wieder von selbst verlängern?

 

Was passiert, wenn die Passwörter nicht bekannt sind?

 

Wer einen sogenannten Passwortsafe hat, kann den Zugang zu diesem zeitig ermöglichen. Wichtig ist hierbei, dass diese Passwortsammlung synchronisiert wird und damit immer alle Änderungen auch aktualisiert wurden. Es muss nicht unbedingt eine „Hightech-Lösung“ her: Lieber eine handschriftliche Kontenliste mit allen wichtigen Log-In-Angaben, als gar keine Übersicht. Wenn überhaupt nichts Derartiges vorliegt, kann es sein, dass für die Hinterbliebenen eine wahre Odyssee beginnt. Denn für das digitale Erbe gibt es noch keine richtigen rechtlichen Bestimmungen. Oft ist die Rechtslage umstritten und man folgt dem Diktat des jeweiligen Anbieters und dreht sich im Kreise, während sich die berühmte Katze in den Schwanz beißt.

 

Was soll eigentlich genau bleiben?

 

Auch wenn es gerade so klingt, als würde sich um diese Aufgabe niemand wirklich reißen wollen, so ist unser digitales Erbe keinesfalls ein unbedeutender Wert. Umso mehr Zeit wir selbst investiert haben in die Pflege unserer Profile, umso mehr Erinnerungswerte für unsere Angehörigen werden sich hier unter Umständen angesammelt haben, wie etwa Fotoalben, die es nur online gibt. Über 90 Prozent beschäftigen sich aber nicht mit der Frage ihrer Online-Hinterlassenschaften. Dabei können wir Einfluss darauf nehmen, wie das Netz (sich) an uns erinnert. Warum nicht die eigenen Wünsche festhalten, wie man es auch sonst für die materiellen Dinge tut? Natürlich gibt es mittlerweile auch Profis, die sich auf die digitale Nachlassverwaltung spezialisiert haben – auch in technischer Hinsicht. Das ist dann aber wieder mit entsprechenden Kosten verbunden.

 

Was tut man also selbst am besten?

Zunächst das Wichtigste: Eine Vertrauensperson oder mehrere Vertrauenspersonen bestimmen! Es geht nicht darum, seine gesamten Passwörter zu Lebzeiten zu offenbaren. Man sollte lediglich jemandem mitteilen, wie man im Falle eines Falles darauf zugreifen kann. Wenn die Entscheidung schwerfällt, sollte man sich einfach fragen, wem man sonst seinen Hausschlüssel anvertraut. Denn auch diese Menschen hätten jederzeit die Möglichkeit, intimste Einblicke das Leben zu gewinnen und haben Zugriff auf Werte und Vermögen. Es macht aber auch Sinn, nicht nur den Zugriff zu ermöglichen, sondern im Zuge dessen auch einen Nachlass zu formulieren, damit klar ist, was genau passieren soll. Um sicherzugehen, dass alles auch im Netz wirklich „gut ausgeht“, aktualisiert man seine Daten so regelmäßig als möglich. Nicht vergessen, umso weniger man vorbereitet, umso nervenaufreibender und teurer wird wahrscheinlich es für die Angehörigen. Die kontinuierliche Datenpflege hat gleichzeitig den Vorteil, dass man für sich selbst zu Lebzeiten eine Gedankenstütze zur Hand hat, sollte mal ein Passwort vergessen werden.

 

Redaktion: Dr. Silvija Franjic

Quellen:

http://machts-gut.de/

https://www.facebook.com/help/1568013990080948

https://www.sicherdigital.de/digitaler-nachlass

http://www.teltarif.de/digitalen-nachlassverwalter-bestimmen/news/57861.html

http://www.teltarif.de/forum/s49023/email-account-reicht/6-4.html

http://semno.de/digitaler-nachlass/

Bildquelle:

www.einstellungstest-polizei-zoll.de  / pixelio.de

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